Vom reaktiven zum proaktiven Handeln
Sicherheitskulturen in Unternehmen unterscheiden sich im Umgang mit Unfällen. Reaktives Handeln tritt erst nach Unfällen ein, präventives Handeln adressiert bekannte Gefährdungen, während proaktives Handeln darauf abzielt, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und Unfällen vorzubeugen. Um dies zu erreichen, ist Transparenz unerlässlich. Die Erfassung von Ereignissen – nicht nur von Unfällen, sondern auch von Beinahe-Unfällen und Sicherheitsbeobachtungen – ist dabei ein zentraler Faktor.
Eine Studie von ConocoPhillips Marine¹ zeigt den engen Zusammenhang zwischen Unfällen, Beinahe-Unfällen und Sicherheitsbeobachtungen. Laut der Studie müßte man mit 300.000 sogenannten ‚at risk behaviours‘ pro tödlichem Unfall rechnen. Vor einem Unfall treten häufig risikoreiche Verhaltensweisen auf, wie das Missachten von Sicherheitsvorkehrungen, die bei Entdeckung auf das Aufkommen von Unfällen hindeuten können. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, unsichere Ereignisse frühzeitig zu erkennen und proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um schwerwiegende Unfälle zu vermeiden.
¹ConocoPhillips Marine: Safety Pyramid based on a study, April (2003)
Experten im Bereich Arbeitssicherheit betonen, dass die Rolle der Führungskräfte und das Engagement der Mitarbeitenden entscheidend für die Entwicklung einer proaktiven Sicherheitskultur sind. Ein zentrales Element dabei ist die verhaltensorientierte Arbeitssicherheit (Behavior Based Safety, BBS), die darauf abzielt, sicherheitsfördernde Verhaltensweisen bei Mitarbeitenden zu stärken. Durch die Schaffung einer umfassenden Meldekultur im Unternehmen wird der Weg zur proaktiven Sicherheitskultur geebnet.